Wenn draußen in der Dämmerung die Diebe… – CSU-Veranstaltung: Sicherheit im Dialog – mit einem Profi lässt sich viel vermeiden
26. November 2025Nepper – Schlepper – Bauernfänger – hieß es mal früher, denn mittlerweile sind Verbrecher und Betrüger professionell unterwegs und gehen mit Arglist und Täuschung, aber auch mit modernster Technik vor. „Sicherheit im Dialog“ hieß dazu eine spannende Veranstaltung der CSU-Ortsgruppe Pfuhl im Museumsstadel Pfuhl. Zu Gast war CSU-Orts- und Kreistagskandidat Jürgen Salzmann, der im Hauptberuf Polizist (Erste Kriminalhauptkommissar) und stellvtr. Dienststellenleiter der Polizeiinspektion Neu-Ulm ist und als Leiter des Kommissariats 2 die Verbrechen wie Raub, Erpressung, Betrug und Einbruchsdelikte, Fälschungsdelikte und Geldwäsche im Fokus hat.
Dazu wird er in einer der nächsten Fernsehsendungen von Aktenzeichen XY im ZDF auftreten – das Verbrechen geht leider grenzüberschreitend voran. „Von der Statistik her leben wir hier immer noch in einem sehr sicheren Landstrich“, sagte er im gut gefüllten Museumsstadel, „aber wer einmal beklaut oder betrogen wurde, der will nichts von Statistik hören“, sagte Jürgen Salzmann. Der CSU-Pfuhl-Vorsitzende Johannes Stingl hatte mit Verve in den Vortrag eingeführt.
Drei Beispiele von den vielen Betrügermaschen seien hier genannt – mit Hinweisen, wie man sich davor am besten schützen kann:
Wohnungseinbruch
Zunächst positiv: Jeder zweite Einbruch bleibe im Versuchsstadium stecken, so Jürgen Salzmann. Die Haupteinbruchszeit ist die aktuell dunkle Jahreszeit von November bis März. Auch wurde statistisch festgestellt, dass die häufigsten Einbrüche an den Wochentagen donnerstags bis samstags geschehen. Und, was für viele Zuhörer nicht überraschend kam, dass Einbrecher in der Regel den Kontakt zu Geschädigten meiden und in den meisten Fällen in Wohnungen, Wohnhäuser einsteigen, bei denen zu dieser Zeit niemand zu Hause ist.
Der Kriminalbeamte sprach aber auch die psychischen Folgen für Einbruchsopfer an. Nach einer Studie erlitten nach so einer Tat 38,8 Prozent der Opfer einen Schock. 7,1 Prozent fühlten sich noch einen Monat danach unsicher in den eigenen vier Wänden. 17,6 Prozent wechselten die Wohnung. 23,9 Prozent haben danach Angstgefühle, und 17,3 Prozent haben nach einem Einbruch in der Folge Schlafstörungen.
Der Spruch, bei mir ist sowieso nichts zu holen, ist nach Ansicht des Referenten falsch, weil Einbrecher im privaten Wohnbereich natürlich nach Geld suchen, aber denen auch klar ist, dass in der Regel heute niemand mehr Tausende Euro in einem Schrank aufbewahrt. Auch die landläufige Meinung, wer rein will, schafft das auch, ist so nicht richtig, da die meisten Einbrecher im privaten Wohnbereich mit einfacher körperlicher Gewalt gegenüber den Türen und Fenstern vorgehen, um in das Objekt zu gelangen. Dies bedeutet aber auch im Umkehrschluss, dass Wohnungen und Häuser, die gut gesichert sind, nicht zu den bevorzugten Objekten von Einbrechern gehören. Die Aufmerksamkeit der Nachbarn kann überdies helfen.
Jürgen Salzmann hat viele weitere Tipps zusammengetragen: https://www.k-einbruch.de/sicherheitstipps/ / www.k-einbruch.de / https://www.polizei-beratung.de/ oder generell unter www.polizei-beratung.de
Callcenterbetrug („Falsche Polizeibeamte / Schockanrufe“)
Die Thematik mit Callcenter-Betrugs, Betrug durch „Falsche Polizisten“ und gegebenenfalls weiteren Amtsträgern wie Staatsanwälten etc. ist ein ebenfalls großes Feld für die organisierte Kriminalität – und derzeit fast täglich in den Polizeiberichten der der Reviere in BaWü oder Bayerisch Schwaben. Dabei wird unterschieden zwischen der Story von Einbrecher und Räuber in der Nachbarschaft und den Schockanrufen mit dem Hintergrund eines schweren Unfalles.
Jürgen Salzmann sprach an, dass bei diesen Vorgehensweisen Kriminelle ihren oftmals älteren Opfer unterschiedliche Geschichten auftischen, die aber alle etwas gemeinsam haben. Sie machen den Angerufenen Angst und setzen die Betroffenen nicht nur emotional, sondern auch zeitlich stark unter Druck. Ziel dieser Kriminellen ist immer, an das Vermögen der Betroffenen wie Bargeld, Gold oder Schmuck zu gelangen. Dabei geben Sie sich als Polizeibeamte oder andere Amtspersonen aus.
Bei dem Betrug des „Schockanrufs“ führte der Erste Kriminalhauptkommissar aus, täuschen die Täter eine Notsituation beim Gegenüber vor, dass ein enger Verwandter, im Regelfall Tochter oder Nichte oder Neffe oder Sohn, aktuell einen schweren oder sogar tödlichen Unfall verursacht hat und nur durch eine Kaution in Form von Bargeld oder anderen Wertgegenständen nicht in Haft kommt. Eine andere Variante ist, dass der enge Verwandte selbst Opfer eines schweren Unfalls wurde und für eine sofortige lebenserhaltende Operation Geld benötigt wird.
Die erfundenen Geschichten werden dabei vielfältig angepasst und die Betrüger reagieren auch flexibel auf die Gegenüber, um an das letztendliche Ziel zu kommen, und zwar an deren Vermögen zu gelangen. Der Referent führte weiter aus, dass es sich bei diesen Tätern um Profis handelt, die am Telefon sehr überzeugend agieren, um beim Gegenüber diese Zustände wie Angst und Schock hervorzurufen, damit der Angerufene gar nicht mehr zum Nachdenken kommt und wie in einem Tunnel blind den Anweisungen der vermeintlichen Polizeibeamten, Staatsanwältin, Rechtsanwälte und dergleichen befolgt.
Tipps der Polizei in diesem Zusammenhang sind, dass man bei solchen Anrufen sofort auflegen soll. Das ist auch nicht unhöflich, sondern ermöglicht es einen, durchzuatmen und sich neu zu sortieren. Auch sollte sofort von der angerufenen Person eine Person ihres Vertrauens unter einer bekannten Telefonnummer kontaktiert werden und von dem Vorfall erzählt werden. Auch sollte am Telefon gegenüber Fremden keine finanziellen Verhältnisse preisgegeben werden, auch wenn es sich angeblich mutmaßlich um die Polizei handelt. Und eine Übergabe von Geld- beziehungsweise Wertgegenständen an Unbekannte sollte nicht erfolgen.
Verhaltenshinweise und Informationen zu diesem Betrugsphänomen sind auf den folgenden Seiten dargestellt. https://www.polizei.hessen.de/praevention/gemeinsam-sicher-in-hessen/sicher-im-alter/betrug-zum-nachteil-von-senioren / www.polizei.hessen.de)
Anlagebetrug
Als letzter großer Punkt wurde vom Referenten die Thematik Anlagebetrug angesprochen. In diesem Themenfeld sprach der Kriminalbeamte an, dass es dort zu den höchsten Schadenssummen kommt. Die Täter agieren hochprofessionell und organisiert. Dabei handelt es sich um organisierte Wirtschaftskriminalität. Die betrügerischen Trading-Seiten unterscheiden sich optisch nicht gegenüber legalen Trading-Seiten. Für den vermeintlichen Kunden ist es optisch nicht möglich, aus Sicht des Kriminalbeamten zwischen einer betrügerischen Trading-Seite und einer seriösen Trading-Seite zunächst zu unterscheiden.
Die Täter gehen in diesem Phänomenbereich geschult vor und bauen eine sehr starke Vertrauensbindung zu ihrem Opfern auf. Dies geschieht alles online und telefonisch. Das Opfer wird immer wieder aufgefordert, weitere Investitionen zu tätigen. Dem Kunden wird von Betrüger-Seite suggeriert, dass seine Investitionen sich auszahlen, auch durch eine optische Darstellung in einem Trading-Konto. Als Beispiel wird unter anderem aufgeführt, dass bei einer Investition auch aktuelle echte Börsendaten herangezogen werden, wie zum Beispiel, dass mit diesem investierten Geld eine Aktie XY gekauft wurde, die dann an diesem besagten Börsentag eine enorme Steigerung hatte. Somit wird dem Opfer laufend implementiert, dass sich seine Anlage auszahlt.
Die eingezahlten Gelder gelangen nach praktischen Darstellungen von reellen Anlagebetrugsermittlungen von Seiten der Kriminalpolizei Neu-Ulm aufgrund aktueller Ermittlungsverfahren über Geldwäsche-Netzwerke in letzter Konsequenz an die Betrugstäter, die aus Call-Centern teilweise weltweit verteilt agieren.
Die Broker in diesen Call-Centern werden geschult und unterscheiden sich von ihrer Sprechweise und Verhalten für den Kunden in nichts zu einem seriösen Broker, nur dass im Kontext zu einem seriösen Broker der Gesprächsinhalt der betrügerischen Broker alles auf „Lug und Betrug“ ausgelegt ist und im Regelfall auch ganz viel von diesen Gesprächsinhalten fiktiv ist.
Als Möglichkeit, sich aktiv vor so einem Anlagebetrug zu schützen, wurde Jürgen Salzmann erläutert, dass alle Banken, Finanzinstitute und Unternehmen, die Finanzdienstleistungen in Deutschland erbringen wollen, eine Lizenz von der BaFin benötigen. Dazu gibt es bei der BaFin eine Datenbank, über die man dies überprüfen kann.
(https://portal.mvp.bafin.de/database/InstInfo/)
Ein potenzieller Anleger sollte also dies als erstes tun, bevor er Geld an irgendeine vermeintliche Investition etc. bezahlt. Man sollte sich auch nicht unter Druck setzen lassen und mehrere Nächte darüber schlafen. Ferne eine unabhängige Meinung von Personen, die sich mit Finanzprodukten auskennen, einholen. Auch sollte man davon Abstand halten, in Finanzprodukte zu investieren, deren Funktionsweise und Risiken man selber nicht versteht.
Auch hier einige Seiten zum Nachschlagen: https://www.bafin.de/DE/Verbraucher/Finanzbetrug/Anlagebetrug/anlagebetrug_node.html / https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/vertraege-reklamation/abzocke/anlagebetrug-ueber-whatsappgruppen-vorsicht-vor-diesen-maschen-110487
Am Ende stand ein Appell des Referenten mit der Bitte: „Seien Sie immer misstrauisch in finanziellen Angelegenheiten, geben Sie nicht leichtfertige Geld aus der Hand.“
Und noch ein Statement umriss die ganze Tragweite der Verbrecherszene: „Jeder kann zum Betrugsopfer werden“, so Jürgen Salzmann – man möchte anfügen: „leider“.
Text und Fotos: Thomas Kießling

